*Werbung / Rezensionsexemplar*
Roman von Johanna Forst, erschienen Juni 2020 im HarperCollins Verlag, Paperback/Taschenbuch, 304 Seiten, ISBN 978-3959674249
„Ich habe jetzt sechsunddreißig Jahre gewartet, da halte ich auch noch eine Nacht länger aus“, sagte er schließlich. „Sie suchen uns für heute Abend ein vernünftiges Hotel in diesem Ding da“, er deutete auf ihr Telefon, „und nach Paris fahren wir dann morgen.“ (Auszug S. 64)
Die Altenpflegerin Anika und der schrullige Hermann sind abgehauen – einfach so weg aus dem Pflegeheim, in dem Anika für die Bewohner immer ein paar Minuten mehr Zeit hat als erlaubt und Hermann sich von der Pflegeleitung schikaniert fühlt. Nach einer schlimmen Diagnose verweigert Hermann die Zustimmung zu weiteren Therapien und bringt Anika dazu, Hals über Kopf mit ihm nach Paris zu fahren. Dort hat er noch etwas familiäres zu erledigen...
Der Roman handelt nun von der Reise des ungleichen Pärchens, die erst auf einem Rastplatz ein quirliges Frauen-Dreiergespann kennenlernen und schließlich im Elsaß hängen bleiben. Ein bisschen hat mich die Geschichte bzw. die Pannen an „Honig im Kopf“ erinnert... sie ist genauso liebenswürdig, aber oft auch unrealistisch erzählt. Und dennoch hat mich die Story von Anfang an mitgenommen.
Es passiert viel in dem Roman, denn es gilt nicht nur die Tochter in Paris zu besuchen, sondern auch das Gasthaus in elsäßischen Aubure zu retten. Mehr und mehr treten die Vorzüge der einzelnen Personen & landestypischen Eigenarten zutage und nehmen einem so u.a. das Vorurteil, daß „Alte einfach nur alt und unnütz sind“, wie einem dies am Anfang suggeriert wird. Mir gefällt diese Wandlung sehr – es sind die Schwingungen zwischen den Zeilen, die diesen Roman meines Erachtens lesenswert machen.
Die einzelnen Mitwirkenden sind wunderbar bildlich skizziert, die Sprache der Autorin passt sich gekonnt jedem einzelnen Charaktere an und so fühlte ich mich beim Lesen mitgenommen. Natürlich darf eine kleine Liebesgeschichte nicht fehlen – mir hätte sie nicht gefehlt, aber letztendlich macht sie den Roman rund ;)
Alles in allem ist „Weinbergsommer“ ein unterhaltsamer Sommerroman mit Generationengeschichte, den ich als leichte Urlaubslektüre gerne empfehlen kann.