Das Lied des Waldes

*Werbung / Rezensionsexemplar*

Roman von Klara Jahn, erschienen 21. März 2022 im Heyne Verlag, Gebundene Ausgabe, 384 Seiten, ISBN 978-3453273689

 

 

„Alles gehörte nun einmal an seinen Platz: die Geschichten von früher ins Altpapier, diese technischen Geräte in ein Studio. Die Geräusche, die Sprache der Bäume war nicht für Menschenohren gedacht. Wenn sie die Vergangenheit ordentlich hinterließ, allen Unrat beseitigte und in sämtlichen Ecken kehrte, wenn sie sich beim Saubermachen ein Beispiel an der Mutter nahm - die Grenze zwischen Beseitigen und Vernichten war stets nur ein schmaler Grat gewesen - , dann würden sich diese Reste kein weiteres Mal wie eine Staubschicht über ihre Zukunft legen.“ (Auszug S. 183)

 

 

Vor vielen Jahren ist Veronika von ihrem Zuhause mitten im Nürnberger Reichswald geflohen und hat in der Großstadt eine Familie gegründet. Nun kehrt sie nach dem Tod der Mutter zurück, um Haus und Waldgrundstück zu veräußern. Doch die Vergangenheit in Form einer besonderen, alten Eiche und ihrer ersten großen Liebe holt sie wieder ein. Sie findet in ihrem Kinderzimmer ihren Schulaufsatz über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert als Pionierin zum Schutz des Nürnberger Reichswaldes eingesetzt hat. Die stumme Frau hatte sich gegen die Männerdomäne durchsetzen müssen und in einem zweiten Erzählstrang erfahren wir – ebenfalls in Ich-Form erzählt – auch ihre Lebensgeschichte.

 

Mit „Das Lied des Waldes“ ist Klara Jahn nach „Die Farbe des Nordwinds“ erneut ein besonderer, tiefgründiger Roman gelungen. Ihr Schreibstil ist durch lange, verschachtelte Sätze nicht immer einfach zu lesen – aber das Gesagte ist eindrücklich und hallt lange nach. Sie nimmt sich sowohl der historischen Veränderungen als auch der aktuellen Situation des Waldes an und obwohl mir das Thema Wald nicht ganz fremd ist, habe ich doch einiges gelernt. Einerseits habe ich Ähnlichkeiten zur Besetzerszene des Hambacher Forsts erkennen können („Hambi“ liegt recht nah), andererseits waren mir Themen wie Bioakustik bzw. Klang der Bäume oder der Beginn der Aufforstung in Form von Versuchen, Bäume aus Samen zu ziehen und anzupflanzen, bisher weniger bekannt.

 

Geschickt zeigen sich Parallelen zwischen dem Leben der beiden Frauen Anna und Veronika und es macht Spaß, in beide Welten einzutauchen. Besonders Annas Geschichte hat mich gleich gepackt, während Veronika nicht sofort Sympathiepunkte bei mir sammeln konnte. Ihre Stärke wird für mich erst zum Ende hin sichtbar, während Annas Leben dann langsam stiller wirkt.

 

Abgerundet wird das positive Bild durch die Tatsache, daß auch dieser Roman als gebundene Ausgabe erschienen ist. Für mich unterstützt der an sich klassisch (Eichelblatt und Eichelhäher, Farben in Waldgrün und zartem Rosa) gestaltete Buchumschlag die besondere Geschichte fernab von Mainstream-Wohnfühlromanen.

 

 

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© Kathrin Nievelstein

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