Das Mädchen im Nordwind

*Werbung / Rezensionsexemplar*

Roman von Karin Baldvinsson, erschienen 03.05.2021 im Ullstein Verlag, Paperback/Taschenbuch, 576 Seiten, ISBN 978-3548062945

 

 

Das Papier war brüchig und ausgeblichen, es war nicht beschriftet. Ihre Neugier war geweckt, sie drehte und wendete es und zog schließlich an der Schleife.“ (Auszug S. 17)

 

Und schon beginnt die Zeitreise von Sofie, die 2019 ein altes handgeschriebenes Heft in einem scheinbar achtlos abgestellten Schreibtisch in Island findet. Die Hamburgerin soll dort ein in die Jahre gekommenes Haus renovieren, was ihr als gelernte Tischlerin viel Freude macht. Sie schließt Freundschaft mit zwei Isländerinnen und einem ganz besonderen Mitbewohner. Und alles hängt mit der Geschichte von Luise zusammen, deren Erzählung sie findet.

 

Luise lernt 1936 in Lüneburg den Isländer Jonas kennen und lieben. Eine nicht ganz einfache Situation: familiär, weil Luise Jüdin ist und ihre Eltern keinen nichtjüdischen Ehemann akzeptieren; und politisch, weil das Leben in Deutschland für Juden immer gefährlicher wird. Viele Jahre später schreibt sie ihre Lebensgeschichte für ihren Sohn auf, damit dieser versteht...

 

Die Verknüpfung der beiden Geschichten ist der Autorin sehr gut gelungen. Man verliert beim Lesen nicht den Überblick und kann sich emotional gut in die jeweilige Situation der jungen Frauen hinein versetzen. Die Abläufe bauen logisch aufeinander auf. Eindrücklich beschreibt Karin Baldvinsson sowohl die damalige NS-Zeit und die Repressalien, denen Juden damals ausgesetzt waren. Dennoch schwingt immer ein Körnchen Hoffnung mit.

 

Auch die aktuelle Zeitschiene birgt genug Spannung, um weiter zulesen, obwohl sie eine andere Geschichte erzählt, die scheinbar locker dahinplätschert. Dieses Verlangen, schnell zu wissen, wie es weiter geht, ist auch dem angenehmen und vor allem bildhaften Schreibstil der Hamburger Autorin geschuldet. Ich fühle mich bei ihren Island-Romanen immer mitgenommen und sie schürt eine gewisse Sehnsucht, das raue Land einmal besuchen zu können.

 

Wer sich gerne auf zwei Zeitebenen unterhalten lassen möchte und Island liebt, den kann ich diesen schönen Roman ans Herz legen. Die Thematik der Vorkriegszeit ist eindrücklich, aber nicht zu belastend schwer erzählt und die Portion Liebe darf in beiden Zeitebenen nicht fehlen. Ich finde, das ist genau das, war ein guter Unterhaltungsroman braucht.

 

Ein Wort noch zum Cover: An sich ist es ein wirklich stimmungsvolles Bild. Allerdings ist es meines Erachtens austauschbar. So hat die kleine Nachbarstochter beim Anschauen spontan geäußert, dass sie das Bild kennt von einem Film... Auch fehlt mir der aussagekräftige Bezug zum Titel, schade.

 

 

 

 

 

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© Kathrin Nievelstein

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